Ausstellungen
Nikolai Bolik arbeitet seit mehr als einem halben Jahrzehnt als freiberuflicher bildender Künstler.
Seine Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Licht und Dunkelheit und thematisieren auf symbolische Weise die Ambivalenzen des Menschseins. In ihnen spiegeln sich Erfahrungen, Stimmungen und existenzielle Fragen – oft verdichtet zu vieldeutigen Bildwelten, die zwischen Innerlichkeit und Außenwelt vermitteln. Seine Werke wurden seitdem im Rahmen verschiedener Ausstellungen gezeigt.
Das Neue Wir - Togetherness (SAP Bildungszentrum - 2024)
Togetherness – Das Neue Wir
SAP Weiterbildungszentrum, Walldorf
Vernissage: Donnerstag, 25. April 2024, 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 26. April – 13. September 2024
Presse und virtueller Rundgang
„Das neue Wir“ ist eine Utopie. Wir könnten es durchaus gebrauchen, dieses „Wir“, angesichts der diversen Krisen. Die anstehenden Veränderungen kann eine Gesellschaft eigentlich nur gemeinsam bewältigen. Seien es die Veränderungen im Gefolge des Klimawandels oder die Neusortierung der Welt in liberale und illiberale Gesellschaftsmodelle. Das „Neue“ an diesem Wir ist also eher die Herausforderung.
Es ist aber auch die Forderung, das Neue nicht mehr nur in Verlängerung des Gewohnten zu entwickeln, sondern die Gegenwart auch von der Zukunft her zu denken. Die dreizehn Künstlerinnen und Künstler geben hier neue Impulse, welche „Bilder“ wir uns davon machen können.
Das „Wir“ ist im Grunde ein Beziehungsthema. Die größte Frage derzeit ist wohl die Beziehung zu unserem Planeten. Wie lange sich Musiker schon mit dieser Frage beschäftigen zeigt Konstantin Voit in seiner Arbeit mit Plattencovern. Daneben fragt die iranisch-deutsche Künstlerin Parastou Forouhar, wie Frauen in diesem „Wir“ gesehen werden. Eine Frage, die auch als Indikator dient, denn am Umgang mit Frauen lässt sich meist sehr schnell ablesen, wie es um eine Gesellschaft bestellt ist. Die Bewegung, in der sich Gruppen und Gesellschaften immer befinden, kommt sehr schön in zwei unterschiedlichen Videoarbeiten von Jonathan Huxley und Tine Reingaard im Eingangsbereich zum Ausdruck.
Was die Künstlerinnen und Künstler verbindet ist die Suche nach Bildern, denn es sind die Bilder in unseren Köpfen, die letztlich wirksam werden und zu Handlung führen. „It’s just a concept“ meint Mwangi Hutter dazu. Und wenn ein „neues Wir“ eine Utopie ist, dann gilt es Bilder dafür zu entwickeln, wie das aussehen könnte. In der Ausstellung werden Fährten in diese Richtung ausgelegt, nicht nur durch die Thesensammlung, die Jörg Kraus zur Weiterformulierung für das Publikum bereit hält, sondern auch durch den Prototyp einer Aktie für die Region Palatina. Was wäre, wenn sich all die engagierten Menschen als „Teilhaber und Mitverantwortliche“ zur Gestaltung ihrer Region in sichtbarer Weise verbinden könnten? Kann eine solche symbolische AG zum Gradmesser einer aktiven Zivilgesellschaft und damit einer entwicklungsorientierten Region werden?
Hier wird der „Laborteil“ dieser Ausstellung deutlich und man kann gespannt sein, wie diese Prototypen weiter entwickelt werden. Tatsächlich schon in der Anwendung sind die neu entwickelten Methoden der Bürgerbeteiligung, wie das Bild-Beispiel des Fachbereiches „Gemeinsam gestalten“ aus Mannheim zeigt. Damit bietet die Ausstellung den Zugang zu einem Thema, das uns derzeit auf vielen Ebenen beschäftigt. Und es bietet mit dem Dreischritt von der Kunst über das Labor zur Anwendung auch eine prototypische Anschauung, wie ein künstlerisches Reallabor aussehen kann.
Text: Joerg Kraus (2024)
Werkschau - Das Neue Wir (BASF Tor4 - 2024)
Ausstellung: „Wie geht das Neue Wir – So?!“
26. – 27. April 2024, BASF-Feierabendhaus
Die Ausstellung bildet den Abschluss des Kulturprogramms Tor4 der BASF. In Zeiten wirtschaftlicher Umbrüche und gesellschaftlicher Debatten wirft das Projekt die Frage nach einem neuen „Wir“ auf – und richtet sie gleichermaßen an Künstler wie das Unternehmen selbst – Eine Provokation.
Sechs Dreiergruppen wurden per Los zusammengestellt, darunter auch ich mit den Künstlern Bahaiden und Andreas Heinrich. Aus der zufälligen Konstellation entsteht echte Zusammenarbeit, während andere Teams an Konflikten scheitern. Im Mittelpunkt steht die Zusammenarbeit – ohne gegenseitige Vereinnahmung.
Nach einem Jahr kreativer Arbeit präsentieren alle Gruppen ihre Ergebnisse im BASF-Feierabendhaus. Zwischen Marmorsäulen bildet das sehr vielschichtige Programm einen echten Kontrast. Ich zeigte ein Triptychon über das „Wir“bestehend aus den Bildern „Seelenficker„, „Nachtschwärmer“ und „Traumtänzer„. Bahaiden zeigte eine Lichtinstallation und Andreas Heinrich steuerte literarische Stücke bei. Beiträge von Lars Liebscher (BASF), Gisela Kerntke (KulturQuaer) und Dr. Benno Lehmann (Kunsthistoriker) ergänzen die Vorstellung.
Im anschließenden Künstlergespräch wird klar: Die Werke sind Resultate – doch die eigentliche Wirkung liegt im gemeinschaftlichen Prozess und den daraus entstandenen neuen Perspektiven. Dinge wurden in Bewegung gebracht die noch nicht physisch manifestiert sind.
Einige Monate später liefert die Universität Ludwigshafen, die das Projekt aufmerksam begleitet hatte, einen aufschlussreichen Forschungsbericht – und gewährt spannende Einblicke in die Dynamik der Gruppenprozesse.
Text: Nikolai Bolik (2024)
KultTour (KulturQuer - 2024)
KultTour – Atelier- und Kulturspaziergang Mannheim Neckarstadt-Ost
14. & 15. September 2024
Im Rahmen der KultTour präsentierten zahlreiche Kulturschaffende ihre Arbeiten über den Kunstverein KulturQuaer gefördert durch die Stadt Mannheim an verschiedenen Stationen in der Neckarstadt-Ost. Besucher konnten auf einem Spaziergang durch Ateliers und Ausstellungsräume vielfältige künstlerische Positionen entdecken.
Besonders eindrücklich blieb mir die Eröffnungsveranstaltung in Erinnerung – vor allem der Auftritt einer Orgelspielerin, deren expressives Spiel zu den kraftvollsten und bewegendsten Momenten zählte, die ich je für dieses Instrument erlebt habe.
Licht im Dunklen (Post36 - 2024)
Ausstellung: „Licht im Dunkeln“
Eröffnung am 12. Juli 2024 um 18:00 Uhr
Ort: Poststraße 36, Heidelberg
Die Ausstellung ist Teil eines Zwischennutzungsprojekts, das von FormAD e.V. und der Stadt Heidelberg.
Ich stelle gemeinsam mit zwei Freunden und Kollegen aus: Bahaiden, ein echter Freigeist, dessen Werke für mich wirken, als würde er sich im geistigen Äther auflösen – nur um von dort aus Fenster zu seiner Seele zu öffnen. Und Frank, dessen Fotografien Menschen so zeigen, wie sie wirklich sind: unverstellt, ehrlich, direkt.
Bei meinen eigenen Bildern gibt es Momente, in denen ich vom Maler zum Betrachter werde. Dann scheinen sie mir jene unsichtbaren Zwischenräume sichtbar zu machen, die unsere Welt durchziehen. Gemeinsam eröffnen wir – jeder auf seine Weise – einen Blick auf verborgene Realitäten jenseits der Oberfläche.
Uns war es ein Anliegen, unsere gegenseitige Wertschätzung durch diese gemeinsame Ausstellung sichtbar zu machen.
Nikolai Bolik, 2024
Spiegelungen aus der Dunkelheit (Kurfürstenanlage 58 - 2024)
Spiegelungen aus der Dunkelheit
Kurfürstenanlage 58, Heidelberg
Vernissage: Samstag, 6. April 2024, 15:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 6. – 20. April 2024
„Spiegelungen aus der Dunkelheit“ sind künstlerische Reflektionen, die sich aus den Beobachtungen der Künstler zu Kunstwerken manifestieren. Die Gegenwart ist bereits vergangen, in jenem Moment wo man sie zu erfassen versucht. So ist der Mensch in seiner Gesamtheit eine Entität, die durch die Zeit strömt. Seine Zukunft verändert sich auf Grundlage von Vergangenheit und Gegenwart. Damit verändert sich auch die Vergangenheit, da jede Realität durch die Linse eines Blickwinkels auf die Dinge entsteht. Dieser Blickwinkel verändert sich dann mit dem sich verändernden Menschen. Wenn auch auf unterschiedliche Weise, sind Zukunft wie auch Vergangenheit in Bewegung, weil der Mensch sich in seiner Bewegung durch die Zeit ändert. Der Spiegel hat etwas konzeptionell ernüchternd ehrliches. Entlarvt das, was ist. Als treuer Begleiter des Moments, stellt er eine auf die Netzhaut gebrannte Illusion der Gegenwart dar.
Währenddessen folgen die besten der Künstler ihrer Intuition. Da der Künstler durch seine Intuition geleitet wird, knüpft er so eine Verbindung zum zarten Wesen des Zeitgeists. Eine Verbindung zum lebenden schlagenden Herz der Welt, die uns umgibt und durchdringt. So steht er immer in einer gewissen Distanz zur Menge. Lebt immer ein Stück im Exil, immer halb Partizipator, halb Betrachter seiner Umgebung. Lebt immer ein Stück im geistigen Äther, der uns umgibt und ist dann vielleicht in der Lage einen Funken dieses Weltengeists in einem Werk zu bannen, was sich dann als Kunst in der Welt manifestiert.
Ein Künstler schafft so neue Spiegelwelten. Spiegel des Individuums im Zeitgeist. Was die Künstlerinnen und Künstler in dieser Ausstellung eint, ist die Suche nach dem verbindenden Glied zwischen dem eigenen Sein und dem Wesen der Welt, die uns umgibt. Mit Blick auf viele Bereiche der Kunstgeschichte kann man den Eindruck gewinnen, als wäre die Entstehung zeitprägender Ideen eine Emergenz aus dem geballten Unterbewusstsein hin zu einer expliziten Theorie. Dieser Prozess mag sich über Generationen ziehen; Poeten und Künstler sind vor den Philosophen da. Die Philosophen vor Erfindern und Revolutionären. Diese wiederrum vor den Geschichtsschreibern, woraufhin man retroperspektiv einen Eindruck auf die Gesamtentwicklung gewinnen kann. Die Kunst kann die Schatten erahnen, die die Zukunft in die Gegenwart hineinwirft. So kann sie zum Spiegelbild eben jener sich andeutenden Zukunft innerhalb der Gegenwart werden.
Text: Nikolai Bolik (2024)